Die Odyssee der Fahne     


    

Die alte, 1876 von Uetersener Frauen handgestickte und ideell sehr wertvolle Traditionsfahne der Uetersener-Schützengilde v. 1545  könnte – wenn sie könnte – von einer wundersamen Geschichte berichten.

 

Im Jahre 1945, kurz vor dem Ende des zweiten Weltkrieges, beschloss Ingenieur und Gildebruder Hans Stampff, die Traditionsfahne zu verstecken.

Er befürchtete, die Fahne könnte den Einen oder Anderen britischen Besatzungssoldaten animieren, sie als Kriegsandenken mitzunehmen.

 

Auf der Suche nach einem geeigneten Versteck kam Stampff auf die Villa seines Arbeitgebers Willi Starck, der ebenfalls Gildebruder war. Dieser versagte natürlich seine Zustimmung nicht. Die Fahne wurde also eingerollt, verpackt und im Dachgebälk der Villa Kreuzstrasse 5 versteckt.

 

 

Am 05. Mai 1945 erreichten britische Truppen Uetersen. Am 12. Mai 1945 übernahm die

No. 8401AB Wing der Royal Air Force den Fliegerhorst. Erster Commander wurde Group Captain Oberst Hambley, der sich ausgerechnet die Villa in der Kreuzstrasse als sein Quartier auserkor. Nach der Freigabe der Villa war und blieb die Traditionsfahne verschwunden.

 

Denkbar ist, dass ein Soldat sie auf der Suche nach verbotenen Waffen fand und für sich „requirierte“.

 

Die Geschichte geht mit einem unglaublichen Zufall weiter. Der ehemalige uetersener Taxiunternehmer und Antiquitätenfan Klaus – Jürgen Schulz fuhr regelmäßig im Oktober/November nach Dortmund, um die hier stattfindende Waffen und Antiquitätenmesse zu besuchen.

 

So auch im Herbst 1979. Schon beim betreten der ersten Halle stach ihm eine Fahne mit der Aufschrift „Schützengilde zu Uetersen“ ins Auge. Schulz bat den Händler um Auskunft über die Herkunft der Fahne. Diese wurde ihm verweigert.

 

Kurz entschlossen rief Klaus – Jürgen Schulz beim ersten Gildemitglied an, das ihm einfiel.

Es war der damalige Ältermann Waldemar Sollte. Der antwortete:  „Kaufen, und wenn sie 1000 Mark kostet!“ Für 400 Mark wechselte die Traditionsfahne den Besitzer.

 

Auf nochmalige Nachfrage berichtete der Händler, er habe die Fahne in einem sehr kleinen Antiquitätengeschäft in einem Londoner Vorort erworben. Über wie viele und welche Zwischenstationen sie dorthin gekommen ist, bleibt im Dunkel der Geschichte.

 

Heute befindet sich die Traditionsfahne wieder an ihrem angestammten Platz. Gildebruder Hans Stampff übernahm auf eigenen Wunsch den Rückkauf der Fahne.

 

Klaus Jürgen Schulz wurde als Ehrengast zum traditionellen Grünkohlessen der Uetersener-Schützengilde v. 1545 eingeladen 

Im weiteren Verlauf der Geschichte kam die Traditionsfahne immer mal wieder zu Ehren bei der Eröffnung des traditionellen Gildeballs. Im Jahre 2007 wurde beschlossen diese alte und ehrwürdige Traditionsfahne einer Restauration zu unterziehen, die auch dringend zum Erhalt benötigt wurde.

In einer beispiellosen Spendenaktion der Gildebrüder kamen innerhalb kürzester Zeit mehrere tausend Euro zusammen die diese Restaurierung ermöglichten. So können wir, voller Dank an die Gemeinschaft der Gildebrüder, sehen, die Gilde lebt und die Tradition und das Wohl der Gilde liegt den Gildebrüdern am Herzen.

Der Dank für diese Spenden richtet sich an die im Folgenden genannten Spender, sowie verschiedene, die darum baten nicht genannt zu werden.

Claus Bartsch  *  Jens Dieck  *  Frau Ehlers  *  Hans Jürgen Gebhardt  * Uwe Geisler  *  Ginsberg&Beier GmbH *  Kurt Günther  *  Henningsen&Bruns  *  Dr. H.H. Henningsen  *  Michael Holst  *  Uwe Jens  *  Horst Kleinwort  *  Jürgen Kühl  * Martens&Kühl  *    Rudolf Lavorenz  *  Andreas Lüthje  *  Erich Müller  *  Günther Oldhaber  *  Martin Pilzecker  *  Günter Ratjen  *  Dieter Reinecke  *  Heino Riewesell  *  Otto Riewesell  *  Horst Rosemeier  *  Hinrich Schütt  *  Dr.Michael Seegelke  *  Helmut Seestädt  *                     Volker Teichgräber  *  F.O.Tellkamp  *   Herrmann Tellkamp  *  Rolf Ters  *  Hans Heinrich Testorf  *  Diedrich Vietheer  *           Lebrecht von Ziehlberg  *  Martin Weinert  *  Wolfgang Wiech  *  Jörg Wutzler

Nun nach der Fertigstellung (2008) hat die Fahne ihre Heimat im Schützenhaus auf dem Gildeplatz gefunden, und kann dort von jedem interessierten Gildebruder betrachtet werden. (vorzugsweise Mittwochs)